Mit dem Fahrrad durch das Hochland Äthiopiens 

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Uli & Berthold Uhlig Januar 1999 
Wiedereinmal saßen wir im Flieger und es kehrte die erste Ruhe ein. Kein Gedanke mehr an das leidige Gepäck, und wie man das wohl alles am Flugschalter vorbeibuchsiert. Kein Gedanke an das, was man vergessen haben könnte. Jetzt genießen wir den Flug. Wir stellen uns vor, schon irgendwo durch das Hochland Äthiopiens zu fahren.

Landschaft

In ADDIS ABEBA angekommen waren wir überrascht über die geordneten Verhältnisse im Straßenverkehr. Rote Ampeln wurden tatsächlich beachtet. Entgegen aller Prophezeiungen schien uns hier als Radfahrer mehr Respekt entgegengebracht zu werden als zu Hause. Gleich am nächsten Tag starteten wir gen Norden. Eine schlechte Asphaltstraße brachte uns schließlich nach GOHA. Während einer Übernachtung hier in diesem kleinen Nest machten wir unsere ersten Erfahrungen mit Wanzen und Flöhen. Unsere Schlafsäcke lebten jedenfalls, und wir wußten nicht, wo wir uns zuerst kratzen sollten. Ein junger Mann lächelte wissend und half uns, ”Mobile” Insektenspray zu kaufen. Das war der Anfang eines langen Kampfes mit diesen netten Reisebegleitern, die man sich sehr leicht einsammelt, aber schwer wieder los wird. Kurz hinter Goha senkt sich die Straße 44 Kilometern lang endlosen Serpentinen von 2600 m ü NN bis hinunter zum Blauen Nil auf 1200 m ü NN und steigt anschließend wieder ebenso an. Der schlechte Asphalt verwandelte sich in Rollsplitt und losen Schotter. Auf den wenigen kurzen Asphaltstücken konnten wir die Räder endlich mal wieder etwas laufen lassen. Dank guter Bremsen mußten wir nach der Abfahrt nicht über Muskelkater in den Unterarmen klagen. Als wir aus dem gigantischen Canon wieder hinauffuhren, drehte öfter das Hinterrad durch, doch schieben war noch anstrengender, denn auch unsere Füße rutschten weg. Von der nächsten Ortschaft DEJEN an, endete die befestigte Straße. In unserem grenzenlosen Optimismus glaubten wir, daß so eine "Offroad" auch nicht viel schlechter wäre, aber weit gefehlt. Ein einheimischer Kraftfahrer pries uns die neue und etwas kürzere Straße nach BAHIR DAR als "immer eben" an. Allerdings haben wir nicht viel davon bemerkt, und uns nun an so manchem Berg wenigstens etwas Asphalt gewünscht. In den Dörfern umringten uns Scharen von Kindern. Doch leider blieb es nicht immer nur beim Staunen, sondern wir Exoten mußten eben auch angefaßt, angebettelt und hin und wieder mit Steinen beworfen werden. Dies war bisweilen recht lästig und nervend. Schließlich hatten auch wir immer einen Stein in der Trikottasche, nachdem uns wiederholt ein Schotterstein zwischen die Speichen flog. Von den meisten Leuten jedoch wurden wir freundlich gegrüßt. Bisweilen fragten wir uns, warum wir denn hier unbedingt mit dem Fahrrad anstatt mit einem komfortablen Reisebus unterwegs sind. Doch stellten wir immer wieder fest, daß man bei dieser Art zu Reisen ein fremdes Land besonders intensiv erleben und jenseits von großen Städten oder touristischen Zielen kennenlernen kann. Von dem hier Erlebten werden wir noch lange zehren. Besonders bedrückte uns die absolute Hoffnungslosigkeit, in der hier viele Menschen leben. Nach l,5 Wochen Fahrt in Bahir Dar angekommen, empfanden wir es als nahezu paradiesisch in einem gepflegten Hotelgarten direkt am Tana-See zu sitzen. Die dreitägige Ruhepause hier nutzten wir, um mit dem öffentlichen Bus zu den Nil-Wasserfällen zu fahren. Nur 35 Kilometer südwestlich von Bahir Dar stürzt der im mächtigen Tana See entspringende Blaue Nil auf ca. 200 Metern Breite unter gewaltigem Tosen 40 Meter in die Tiefe. Für den zehnfachen Preis hätten wir auch mit einem der vielen bequemeren Touristenbusse fahren können. Anstatt weitere 1,5 Wochen mit dem Fahrrad oder 2 Tage mit dem Bus auf einer üblen Piste zu verbringen, sind wir die nächste Etappe lieber geflogen. Das war für unsere Verhältnisse sehr preiswert. Während des Fluges bot sich uns eine gänzlich andere Perspektive auf das stark zerklüftete Hochland. 

Lalibella LALIBELLA

Hier in LALIBELLA gelandet, ging’s die 25 Kilometer zu dem eigentlichen Ort mal wieder ordentlich hoch.  Lalibella, einst blühende Hauptstadt einer mittelalterlichen Dynastie, ist heute ein kleiner  unbedeutender Ort, der von einem im zwölfen Jahrhundert errichteten Kirchenkomplex lebt. König Lalibella wollte hier damals ein zweites Mecka errichten und hatte innerhalb weniger Jahre all diese Kirchen aus dem Fels hauen lassen. Betrachtet man so manches moderne äthiopische Bauwerk, erscheint es um so erstaunlicher, mit welcher Akkuratheit all die zahllosen Säulen, Fenster, Türen und Ornamente mühsam aus dem harten roten Gestein gehauen wurden.

Nach den letzten eher geruhsamen Tagen brannten wir darauf wieder auf unsere Räder zu steigen und den steilen Bergen und schlechten Straßen zu trotzen. Ohne aus unseren Fehlem gelernt zu haben entschieden wir uns wiedereinmal für die angeblich bessere und nur wenig längere Straße. Das war einmal mehr ein schlechter Tip, denn diese Route war immerhin 70 Kilometer länger und führte über ein 3400 m ü NN gelegenes Plateau. Wenigstens konnten wir hier unseren Tagesrekord für gefahrene Höhenmeter (2000 m auf 80 km) aufstellen. Wir freuten uns schon auf die nächste große Stadt WALDIYA, denn von da an sollten unsere Räder wieder leicht über Asphalt rollen. Angesichts dieses freudigen Ereignisses duschten wir im Hotel nicht nur uns, sondern auch gleich Räder und Taschen, um sie von dem feinen Staub zu befreien. Die bessere Straße nutzten wir gleich aus, um uns bei Abfahrten gegenseitig zu übertrumpfen. Angesichts zahlloser Esel und Schafe am Straßenrand war ich immer noch etwas verhaltener als mein Bruder. So mancher LKW-Fahrer hat wohl in irgendeiner Radtasche einen kleinen Motor vermutet, als wir ihm davonfuhren. Auf dem letzten Paß konnten wir noch einmal unseren Trainingszustand testen, als es 1900 Höhenmeter zu überwinden galt. Die letzte Etappe nach Addis hatten wir leichten Rückenwind und geringe Anstiege. So flogen wir die 135 Kilometer geradezu unserem Ziel entgegen. Hier in Addis Abeba haben wir uns mit zwei Franzosen zusammengetan und nach eintägigem Handeln einen preiswerten Jeep inklusive Fahrer gemietet. Damit konnten wir auf einer 2,5-tägigen Tour in dem Shella-Lakes und den Awasch-Nationalpark ein Stück äthiopische Tierwelt kennenlernen. Für die letzten Tage sind wir in den Westen des Landes nach Dire Dawa geflogen, um von dort nach Harrar zu fahren. Harrar ist eine alte arabische Stadt mit weiß getünchten zweistöckigen Häusern, engen Gassen und Moscheen. Befreit von den alltäglichen Strapazen und Mühen gingen uns auf dem Rückflug nochmal so manche Bilder dieser grandiosen Landschaft, sowie Eindrücke und interessante Erlebnisse durch den Kopf. So das war’s erstmal!